Gerade mal 180 Kilometer trennen das mächtige China von der überschaubaren Insel Taiwan im Westpazifik. Wie fast überall in Ostasien glauben die Menschen auch hier daran, dass auf den Tod irgendwann eine Wiedergeburt folgt. Deswegen gehören die Verstorbenen im Jenseits weiterhin zum Alltag im Diesseits dazu. Kommuniziert wird über bedeutsame Geisterpost. Längst hat sich der Ahnenkult zum lukrativen Geschäft entwickelt. Kann die uralte Tradition bewahrt werden oder wird die spirituelle Pflege der Ahnen zur Popkultur?
Taiwan ist für China kein eigenständiges Land, sondern eine abtrünnige Provinz und dennoch hat sich ein kontrastreiches und fortschrittliches Land mit ganz eigenem Charakter entwickelt. Der hektische Alltag ist dominiert von Zeitmangel und dem Wunsch nach Wohlstand, doch die Spiritualität spielt eine zentrale Rolle. Mit den verstorbenen Ahnen wird über Geisterpost kommuniziert. Stehen wichtige Entscheidungen an, werden zuerst Orakel befragt. Während dem “Monat der wandernden Geister“ (Zhongyuan), wird den leidenden Seelen ein Besuch auf der irdischen Welt gewährt. Dafür finden pompöse Zeremonien statt, von denen sich einige bereits zu kommerziellen Events entwickelt haben. Geht es den Toten im Jenseits gut – dann sind auch die lebenden Verwandten in Sicherheit.
Parallel zur Modernisierung von Taiwans Gesellschaft, kommen nun aber auch die Ahnen auf ihre Kosten. So schicken moderne Taiwaner bei Beerdigungen und Todestagen vorzugsweise Geisterpost aus Pappmaché, die sogenannten Zhizha. Für jeden ist etwas dabei; die neueste Mode, Goldbarren, Sportautos, Uhren, Plagiate jeglicher Kosmetikartikel, Playstations, Mobiltelefone, und natürlich Computer. Es werden komplette Papiervillen inklusive Pool, Garage und Zimmermädchen verkauft.
Der Film begleitet den Künstler Du Zhen-Hao, Geisterpost-Fabrikantin Yean Han und das Orakel Nana Chen in ihrem Alltag und bei besonderen Anlässen während des Geistermonats. Ihr Beitrag für Taiwans Gesellschaft hilft mit bei der Balance von Yin und Yang, die taoistische Philosophie dualer Kräfte, die sich nicht bekämpfen, sondern ergänzen.