Prekär, frei und Spaß dabei?

ein Film von Christoph Bannat und Marita Neher

„Alle sind aufgefordert, an ihrem Ego zu arbeiten“, lautet ein unausgesprochener Befehl unserer Gesellschaft, „keiner arbeitet an einer Form von Gemeinschaft und einer Vorstellung von Gemeinschaft, sondern alle zersplittern. Jeder arbeitet und bastelt an seiner Karriere, und wenn sie misslingt, dann ist er selbst dran schuld“. Mit diesem Statement bringt der Dramatiker René Pollesch das Thema der Kulturdokumentation mit dem Titel „Prekär, frei und Spaß dabei?“ auf den Punkt. Die Dokumentation zeigt Künstler und Kulturarbeiter, die sich mit unterschiedlichen Formen von Prekarität und deren Suche nach neuen Formen gelebter Solidarität beschäftigen.



„Prekär“ bedeutet in unsicheren Verhältnissen als Bittsteller auftreten zu müssen, auf Unterstützung von Dritten angewiesen zu sein und von seiner Arbeit kaum leben zu können. Künstler gelten seit jeher als Spezialisten für solche sogenannten prekären Lebensverhältnisse. Die Musikerin und Autorin Bernadette La Hengst nennt es „ihren Luxus etwas zu tun, dessen Ausgang sie nicht kennt“. Und für das deutsch-finnische Künstlerpaar Oliver und Tellervo Kochta-Kalleinen besteht die Lust darin, sich ständig neu erfinden zu können, gepaart mit dem Zwang dies tun zu müssen, um auf dem Markt der Aufmerksamkeiten bestehen zu können. Sie sind Gründer der weltweit erfolgreichen Beschwerdechöre, bei denen sich Menschen aus allen Gesellschaftsschichten treffen, um über ihre Sorgen und Nöte gemeinsam zu singen.


Die Kulturdokumentation „Prekär, frei und Spaß dabei?“ zeigt künstlerisches Handeln als verantwortungsbewusste Verbindung zwischen Kunst, Gesellschaftskritik und Politik. Gemeinsam ist allen Beteiligten, dass sie aus ihrer persönlichen Situation heraus, jenseits vorgegebener Doktrinen, eine Kunstform entwickeln, in der sie die eigene Prekarität thematisieren und gleichzeitig nach einer Form von solidarischer Gemeinschaft suchen.


International agierende Protagonisten wie die dänische Künstlergruppe Superflex oder der Pariser Stargrafiker Gérard Paris-Clavel betonen in ihrer künstlerischen Arbeit, dass das Problem der Prekarität nicht ein Einzelphänomen von Künstlern ist, sondern die ganze Gesellschaft betrifft. Nicht nur in Europa, sondern weltweit.
„Prekär, frei und Spaß dabei?“ ist das erste kulturpolitische Doku-Musical. Die Musik von Christiane Rösinger , Bernadette La Hengst und den Beschwerdechören bildet den musikalischen Rahmen für eine kreative Sinnsuche in unserer heutigen Gesellschaft.


Trailer

Prekär, frei und Spaß dabei?



BUCH UND REGIE
Christoph Bannat und Marita Neher
Kamera
Andreas Deinert
Ton
Anna Kremser
Schnitt
Merle Kröger
PRODUKTION
Marita Neher Filmproduktion
REDAKTION
Kathrin Brinkmann
TRAILER
Stefanie Platen
ZDF/ARTE, Deutschland 2008, 63 min.
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